Berlin dreht das ganz große Rad, 50 Jahre Mauerbau, und alle sollen kommen!

Die Zeitungen decken uns täglich ein mit Berichten von Zeitzeugen, die Museen richten Sonderausstellungen aus, die Politikprominenz defiliert betroffen am Mauermuseum herum und schwingt gewichtige Reden. Zwar sieht man die Mauer fast nirgends mehr in Berlin, medial aber hat man Gefühl, als stünde sie vor jedem Haus.  Der Checkpoint Charlie hat wieder Hochkonjunktur, und NVA Soldaten vor dem Brandenburger Tor sind die Touristenattraktion schlechthin. Disney hätte es nicht besser gekonnt. Hollywood lässt grüßen!

Zum 20 jährigen Jubiläum des Mauerfalls sah das noch ganz anders aus. Hier und da ein kleines Statement der Parteien, und allenfalls ein betüdeltes „ja, gut, dass die weg ist“, oder ein besoffenes „wolln wa wieder haben“ waren da zu hören.

Dabei war doch der letztjährige Anlass der sicherlich Ergreifendere: Ein Volk geht auf die Straße und befreit sich aus der Diktatur, aus dem eigenen Überwachungsstaat.

Es drängt sich einem unweigerlich das Gefühl auf, dass sich eine Mauer besser verkaufen lässt als die Freiheit. Die baut zugegebenermaßen auch keine Mauern, auch nicht nicht in den Köpfen, ist sie doch das angeblich zu erstrebende Ziel unserer westlichen Werte, die freiheitliche Demokratie.

Es mag daran liegen, dass sich die derzeitige Regierung gerne mit Vorschlägen hervortut, die den Überlegungen der ehemaligen DDR auch nicht ganz fremd waren, Internetzensur, Vorratsdatenspeicherung, Sicherheitswahn oder Einschränkung der Versammlungsfreiheit. Hätte es das vor 50 Jahren schon gegeben, wäre es vor 20 Jahren mit abgeschafft worden.

Vielleicht ist den “gebrauchten” Politikern eine Politik der Angst deswegen so nah, weil sie sich einfacher formulieren lässt, als den Menschen die Welt in ihrer Komplexität zu erklären, zumal das voraussetzt, dass man sie zumindest ansatzweise versteht – die Welt in ihrer Komplexitiät – was in technischer Hinsicht nicht jeden Politikers Sache zu sein scheint, und zuletzt wohl auch, weil sie sich so gut verkaufen lässt – die Angst.

Wir wollen uns aber nichts verkaufen lassen. Wir wollen verstehen. Ganz sicher wollen wir die Mauer nicht zurück, weder die gebaute, noch die in den Köpfen. Die Piratenpartei Berlin tritt für eine wohlwollende Politik für die Menschen ein, für die Hoffnung und gegen die Angst.

Angst ist kein guter Berater. Überwachung ist keine Lösung.
In England kam man derzeit ja gut sehen, was das bringt, auch ohne Mauer im historischen Gepäck.

2 Kommentare

  1. 1

    Wenn ich sowas lese, denke ich mir immer: „Coole Leute, coole Partei, da sollte ich mitmachen.“ Einziges Problem: Ich *bin* ja schon Mitglied. Seufz.

    Danke für diesen sehr treffenden Kommentar!

  2. 2
    Berliner Klugscheißer

    »Checkpoint Charlie« schreibt sich mit »ie« am Ende.

Antworte auf Dirk Hillbrecht