Das wenig durchdachte, sogenannte Entlastungspaket der Ampelkoalition hat nicht nur bei zahlreichen Verkehrsbetrieben Irritationen ausgelöst. So auch hier. Berlin wäre aber nicht die innovative Metropole, als die es gerne gesehen wird, gäbe es nicht aus unserer Stadt vorausschauende Initiativen, beispielsweise im öffentlichen Nahverkehr.

Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen ist uns nämlich zu Ohren gekommen, dass die BVG nicht abwarten möchte, bis der Bund vernünftige und umsetzbare Pläne entwickelt. Vor allem BVG-Chefin Kreienkamp soll sich entschlossen haben, anstelle möglicher Verbilligung der Monatskarten auf 9 € für die Dauer von drei Monaten gleich auf Nulltarif in Bus und Bahn zu setzen. Dies soll ab Anfang Mai in Kraft treten.

Anstelle aufwändiger und fehleranfälliger Maßnahmen wie der Umstellung der Fahrscheinautomaten auf einen vorübergehenden Tarif soll, wie zu erfahren war, praktischerweise auf die Ausgabe von Tickets ganz verzichtet werden. Gerade in Zeiten von Klimakrise, Rohstoff- sowie Fachkräftemangel sind hier Ersparnisse von Strom, Papier, Druckfarbe und nicht zuletzt der Arbeitskraft von Kontrolleuren weitere Vorteile.

Eventuellen Einwänden gegen die Neuerungen begegnete die Führung der BVG mit Hinweisen auf bereits existierende, fundierte Untersuchungen zum fahrscheinfreien öffentlichen Nahverkehr und wies insbesondere auf die wegweisende „Grundlagen- und Machbarkeitsstudie Fahrscheinloser ÖPNV“ aus dem Jahr 2015 sowie die Studie „Bus und Bahn fahrscheinfrei in NRW“ von 2017 hin. „Es wird höchste Zeit, die vorausschauenden Anregungen und Pläne der Piratenpartei umzusetzen. Länger zu zögern, wäre ein Fehler.“, so soll sich Frau Kreienkamp geäußert haben. Ob die Maßnahme auf Dauer bestehen soll, war jedoch bislang nicht zu erfahren.

Wir PIRATEN Berlin begrüßen diese hervorragende Initiative zum Wohle aller Berlinerinnen und Berliner sowie aller Gäste, der Umwelt und nicht zuletzt des Klimas.


Dazu
Marlene Chieschinger, Generalsekretärin der PIRATEN Berlin
:


„Auch wenn gut Ding manchmal Weile braucht, so freuen wir uns herzlich darüber, dass die BVG, kurz vor ihrem 100. Geburtstag, das verschlafene Image, das ihr zu oft nachgesagt wird, ablegt. Sehr gerne stehen wir bereit, eventuell noch auftretende Fragen zu beantworten und die Verkehrsbetriebe unserer Stadt mit unserer Erfahrung bei der Umsetzung ihrer zukunftsträchtigen Vorhaben zu unterstützen.
Wie sind ansonsten davon überzeugt, dass sich die Vorteile des fahrscheinfreien ÖPNV deutlich zeigen und er sich folglich auch nach dem Sommer nicht nur in Berlin durchsetzen, sondern auch zum nachahmenswerten Beispiel für andere Kommunen wird.“

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