Kontaktbeschränkungen können wir so gestalten, dass unser Leben, unser Alltag nicht übermäßig darunter leidet. Hier soll es um die Frage gehen, wie wir die Pandemie effizient eindämmen, ohne durch Maßnahmen eingeschränkt zu werden, deren Wirkung nicht hinreichend oder gar nicht erprobt sind. Und auch darum, welche Maßnahmen für unsere Kinder wünschenswert sind, um ihnen einen angemessenen Unterricht zu ermöglichen.

Digitale Kontakte sind in jedem Fall unschädlich. Online-Sozialisierung ist aber bisher leider nicht richtig erprobt worden. Der Test im März hat gezeigt, dass es viel zu tun gibt, um Online-Sozialisierung auszubauen. Leider ist trotz der Gewissheit, dass die zweite Welle im Herbst kommt, im Sommer nicht viel dazu beigetragen worden, die digitale Konnektivität der Menschen zu stärken. Dazu gehören der Breitbandausbau, das Zur-Verfügung-Stellen geeigneter kostenfreier Tools und Weiterbildungen im Umgang mit digitalen Werkzeugen.

Möglichkeiten gibt es genug. Von virtuellen Meetings bis zu interaktiven Online-Parties. Die wenigsten haben es erprobt, noch weniger können richtig damit umgehen und viele können gar nicht auf derartiges zugreifen.

Kultur

PIRATEN schlagen eine Kulturpauschale vor, mit der Online-Veranstaltungen vergütet und weiterentwickelt werden sollen. Sobald wir im Parlament sind, werden wir dies als Gesetzesvorlage einbringen.

Die Veranstaltungsbranche, Künstlerinnen und Künstler glänzen derzeit mit vielen Streaming- Angeboten. Diese sind meist kostenfrei und dementsprechend eine ehrenamtliche Produktion. Genutzt werden sie ebenfalls noch zu wenig. Mit dem richtigen Equipment und einem kalten Getränk auf dem Tisch zuzüglich eines Online-Raums, um sich mit Freunden auf dieser digitalen Party zu unterhalten, können Online-Parties fast wie reale Parties sein. Die Chance, das zu vermitteln, wird nicht genutzt. Hier müsste der Staat Geld in die Hand nehmen, um die Vermittlung von Kultur sowohl für die Produzenten als auch für die Konsumenten attraktiv zu machen: Technisch für die Konsumenten und finanziell für die Produzenten. Das Spendensystem der Online-Streaming-Dienste ist viel zu komplex.

Gebaut wird in Berlin vieles und 3% der Baukosten müssen in Kunst investiert werden. Auch das sind gigantische Summen, die aber oft in die internationale, professionalisierte und vermarktete Kunst fließen. Kunst sollte aber gerade jetzt vor Ort eingekauft und unterstützt werden. Die Kommunen sollen über Kunst am Bau entscheiden.

Kunst und Kultur müssen über alle derzeit verfügbaren Gesetze gestärkt werden.

Bedingungsloses Grundeinkommen

Insgesamt sind Menschen, die der Lockdown finanziell trifft, wesentlich schwerer betroffen als Menschen, deren Einkommen durch den Lockdown nicht gefährdet ist.

Diese Ungerechtigkeit ist durch ein Grundeinkommen während der Pandemie zu beseitigen. PIRATEN haben sich schon immer hierfür ausgesprochen. Jetzt wäre dafür der ideale Zeitpunkt – wir erproben das Grundeinkommen durch ein befristetes Grundeinkommen. Kommt der Lockdown, kommt das Grundeinkommen! Für dieses spannende Experiment müsste Deutschland eine Größenordnung von 100 Mrd. Euro in die Hände nehmen. Nur ein Bruchteil dessen, was derzeit in die Stärkung der Wirtschaft investiert wird.

Schulen

Was passiert an den Schulen? Im Moment ist gar kein wirklicher Schulunterricht möglich. Die Schulen können nicht in voller Klassenstärke offengehalten werden. Ohne Gruppenarbeit und soziale Kontakte können die Kinder nicht lernen, deshalb muss hier die Gruppengröße minimiert werden. Kleine Lerngruppen in der Nachbarschaft wären das richtige Instrument. Hybrider Unterricht mit viel online und festen kleinen Lerngruppen vor Ort könnte die Schule retten, ohne alle in eine Klasse zu stecken. Dazu werden aber auch mehr Menschen benötigt, die unterrichten. Hier könnten angehende Lehrerinnen und Lehrer oder auch Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitäten eingesetzt werden, die oft derzeit im Lockdown sitzen und sich durch derartige Aufgaben selbst weiterbilden können.

Die Schulpflicht ist in eine Unterrichtspflicht zu überführen. Tägliche Onlineangebote live im Internet – Synchrone Online-Schule statt Online-Sprechstunde wäre das geeignete Mittel dazu.

Dr. Franz-Josef Schmitt, Politischer Geschäftsführer der PIRATEN Berlin meint dazu:

„Als Vorstandsvorsitzender der Initiative für Hochbegabung e.V. habe ich unseren Verein im März gleich auf reine Online-Lehre umgebaut. Die Erfahrungen dabei habe ich auch in meine Lehre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg einfließen lassen: Synchrone Online-Lehre, die durch spannende multimediale Angebote wie Lehrvideos, Simulationen, echte Online-Versuche oder Online-Quizzes angereichert wird, macht die Online-Lehre zu einem großartigen Erlebnis. Für asynchrones Lernen stehen dann die produzierten Materialien und aufgezeichneten Vorlesungen zur Verfügung. Die Kinder und Jugendlichen werden im Synchronunterricht ganz normal voll in die digitale Klasse integriert, beteiligen sich an den Diskussionen, können und müssen sich melden, werden ggf. auch aufgerufen, und rechnen Aufgaben auf interaktiven Whiteboards vor – eigentlich funktioniert der Unterricht so sogar besser als im realen Präsenzunterricht. Manche Kinder haben das auch rückgekoppelt und lernen deutlich besser als in Präsenz. Es ist doch geradezu absurd, dass man nicht wenigstens diesen Kindern die infektionsschützende Möglichkeit bietet, sich von Zuhause online am Unterricht zu beteiligen. Die Bereitschaft zur Mitarbeit ist auf breiter Front gestiegen – man muss es nur richtig machen, und digitale Interaktion schaffen. Das ist natürlich kilometerweit entfernt von postalisch versandten Übungsblättern und einer Online-Sprechstunde einmal pro Woche, wie es manche Schulen praktizieren. Da liegen Welten dazwischen.“

Der derzeitige Online-Unterricht ist nicht geeignet, qualitativ hochwertige Ausbildung zu bieten.

Für viele Kinder ist guter Online-Unterricht aber eine Bereicherung. Für andere ist es online schwieriger. Hier sind individuelle Lösungen zu suchen. Kinder, die mit dem Homeschooling keine Probleme haben sollten digital, aber nicht nur in Sprechstunden sondern synchron, unterrichtet werden. Die Kinder, die besser in Präsenz lernen, können dann die kleineren deutlich reduzierten Klassen formen.

Die Kinder können in die Schule, wenn die Familie den Online-Unterricht nicht leisten kann oder möchte, wenn es aber genau umgekehrt ist, dann soll die Möglichkeit geschaffen werden, sich online zu bilden.

Dies kann aber ganz anders geschehen als über die Schulbank. Warum trifft man sich nicht im Biologieunterricht direkt am Baum, um dort vor Ort über die Blätter und die Photosynthese zu diskutieren? Für 3 Stunden vormittags, um dann online den Stoff aus dem Biologieunterricht nachmittags aufzuarbeiten.

„Da hat Bildung noch viel zu lernen“,

schließt Franz-Josef Schmitt seine Ausführungen.

Ein Kommentar

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    Rüdiger Grote

    Ich bin kein großer Fan von Parteiendemokratie. Demokratie sollte heutzutage doch direkter und damit für den einzelnen häufiger möglich sein als alle vier Jahre pro Regierungsebene.
    Als Berufsschullehrer und Dipl. Volksw. kann ich aus Erfahrung sagen, dass wir in den Schulen vor allem mehr Autonomie für Entscheidungen brauchen um Unterricht risikoarm und zielgerichtet zu gestalten. Die derzeitige ‚Feudalherrschaft‘ des SenBJ macht individuelle Lösungen unmöglich.
    Ein Freund des bedingungslosen Grundeinkommens bin ich nicht. Die Wirkung würde schnell verpuffen, denke ich. Punktuell und befristet kann es allerdings Sinn machen.
    Liebe Grüße

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